(explizit.net) Das Ideal des Hilfeswerkes Adveniat ist es, sich mit der Zeit in den Entwicklungsländern Lateinamerikas überflüssig zu machen. Doch von diesem Ziel ist man aufgrund der sozialen und wirtschaftlichen Situation der meisten Länder in Lateinamerika noch weit entfernt. Prälat Klaschka, Geschäftsführer von Lateinamerika, zeichnet im Interview mit explizit.net ein differenziertes Bild.
Ist es das Ziel von Adveniat, sich überflüssig zu machen, damit die Menschen in Lateinamerika Sie irgendwann nicht mehr brauchen werden?
Ich glaube, das ist das Ideal. Ich habe das, bevor ich hier angefangen habe, auch so formuliert: sich überflüssig machen als Hilfswerk. Aber das wird in den nächsten Jahren leider nicht möglich sein, weil die soziale und wirtschaftliche Situation der meisten Länder in Lateinamerika so ist, dass die Unterstützung durch Adveniat dringend benötigt wird. Das ökonomische Wachstum und umfassende wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen haben in vielen Ländern Lateinamerikas und der Karibik die Lebensverhältnisse verbessert. Trotz dieser positiven Entwicklungen ist die Region weiterhin von extremen Gegensätzen geprägt. Aufstrebende Schwellenländer wie Brasilien und Mexiko sind zu wichtigen globalen Akteuren geworden. Länder wie Bolivien, Guatemala, Haiti, Honduras und Nicaragua sind hingegen fortwährend durch große Armut gezeichnet.
In keiner anderen Weltregion sind die Unterschiede von Einkommen und Vermögen so groß. Zwar sank die Zahl der Armen 2012 auf den niedrigsten Stand seit über zwanzig Jahren, doch noch immer gelten fast 170 Millionen Menschen, das entspricht etwa einem Drittel der Gesamtbevölkerung, als arm. Betroffen sind vor allem die indigene Bevölkerung, Frauen, alte Menschen und Menschen mit Behinderungen. Und deshalb ist die Solidarität der Menschen hier in Deutschland mit den Armen in Lateinamerika weiterhin gefragt. Um auch in Zukunft an der Seite der Benachteiligten stehen zu können, appelliere ich an die Großzügigkeit und Großherzigkeit vieler Spenderinnen und Spender in Deutschland. Teilen Sie jetzt. Solidarität mit den Armen verträgt keine Pause.
Sie sagten vorhin, die SpenderInnen von Adveniat seien im Schnitt über 60. Eine Überalterung ist eingetreten. Adveniat muss sich daher verstärkt an die junge Generation wenden, die stark individualisiert ist. Sollte sich Adveniat da nicht neben der Weihnachtskollekte ein zweites Standbein aufbauen?
Zum Geschäftsjahr 2013/2014 ist die Geschäftsstelle von Adveniat in Essen neu strukturiert worden. Dabei wurden besonders die Bildungsarbeit sowie Marketing/ Spenderkommunikation gestärkt. Mit der Umstrukturierung möchte Adveniat eine Optimierung der Vernetzung mit Kirche, Politik und Zivilgesellschaft erreichen und die weltkirchlichen Bildungsangebote ausbauen. Zudem gilt es, angesichts der sinkenden Einnahmen durch die Kollekte, Adveniat im Fundraising noch besser aufzustellen. Auch die Kommunikation mit den Spenderinnen und Spendern möchten wir verstärken.
Wofür werden die Spenden konkret ausgegeben?
Adveniat denkt sich keine Projekte aus: Jedes Einzelne ist eine Antwort auf die Anfrage eines Priesters, einer Ordensschwester, eines Bischofs oder von engagierten Menschen vor Ort. Sie wissen, wo Hilfe nötig ist, und kennen die Brennpunkte ihrer Region. Es ist folgender Weg: Menschen aus Lateinamerika stellen einen Antrag bei Adveniat, weil sie ein bestimmtes Projekt haben – beispielsweise ein Bauprojekt, ein Bildungsprojekt, ein Projekt für die pastorale Planung oder der Kauf eines Fahrzeuges, das für die Seelsorge benötigt wird.
Der Antrag wird von dem jeweiligen Länderreferenten bei Adveniat geprüft. Ist das Projekt wirklich notwendig? Welche Maßnahmen werden im Rahmen des Projektes ergriffen? Wie sieht es mit Eigenleistungen aus? Kommt das Anliegen den Armen zugute? Wenn alle wichtigen Informationen vorliegen, schreibt der Länderreferent ein Gutachten und eine Empfehlung für oder wider eine Unterstützung durch Adveniat. Nun wird das Projekt noch durch zwei weitere Instanzen, und zwar die Geschäftsführung und die Bischöfliche Kommission, geprüft und anschließend wird über eine Förderung entschieden. Eine Orientierung ist dabei das Gutachten des Länderreferenten, der die Situation vor Ort aufgrund von Projektreisen am besten beurteilen kann.
Was würde nach Spendeneinbrüchen mit Projekten geschehen, die abgelehnt werden müssten, weil kein Geld da ist?
Die können dann von den Partnern nicht realisiert werden.
Viele Menschen in Deutschland würden sich mit Sicherheit gerne für die Menschen in Lateinamerika engagieren. Oft fehlt ihnen aber ein konkreter Ansprechpartner oder das Material, das sie brauchen, um eine Spendenaktion zu machen. Auf welche Angebote von Adveniat können Interessierte zurückgreifen?
Wir sind auf die Unterstützung von engagierten Christinnen und Christen in den Gemeinden angewiesen. Wir stellen ihnen unter
<p> kostenfreies Material zur Verfügung. In der Rubrik „Service“ gibt es Material für Gemeinden und Schulen. Dort können auch Publikationen wie der „Kontinent der Hoffnung“, das Magazin „Blickpunkt Lateinamerika“ und unser Jahresbericht kostenfrei bestellt werden. Unter www.advent-teilen.de bieten wir Tipps für Gemeindegruppen und Familien, wie sie die besondere Zeit des Advents miteinander teilen und sinnstiftend gestalten können.</p> <p>Wer die benötigten Informationen auf der Internetseite nicht findet, kann sehr gerne in der Geschäftsstelle anrufen. Interessierten Gruppen bieten wir auch die Möglichkeit, Adveniat im Rahmen eines Besuches kennenzulernen. Und wer immer auf dem neuesten Stand sein möchte, bekommt über Facebook und Twitter die aktuellen Nachrichten.</p> <h2>Das heißt, die Leute können einfach das Telefon in die Hand nehmen und bei Adveniat anrufen, wenn sie sich für die Menschen in Lateinamerika einsetzen möchten?</h2> <p>Ja, das können sie und dazu lade ich herzlich ein! Rufen Sie uns an unter der Telefonnummer 0201 1756-0 oder schreiben Sie uns eine E-Mail an: </p> <p> <p> Die Menschen in Lateinamerika und der Karibik brauchen unsere Unterstützung!</p> <p><emphasize>Das Interview führte Dario R. Hülsmann</emphasize>
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