(explizit.net) Am heutigen Tag feiert das größte soziale Netzwerk der Welt seinen 10. Geburtstag: Facebook.
explizit.net beschreibt die Geschichte des "blauen Riesen" und stellt Experten wie Dipl. Theol. und Social Media Berater Jürgen Pelzer die Frage, wie Facebook die Kommunikation veränderte und wirft einen Blick in die Glaskugel, wie es mit dem sozialen Netzwerk von Mark Zuckerberg, dem mittlerweile 1,2 Milliarden Menschen (und damit rund jeder zweite Internetnutzer auf der Welt) angehören, wohl weitergehen wird?
Die Geschichte von Facebook im Überblick:
-Anfang 2004: Aus einer Website zur Vernetzung von Harvard-Studenten entwickelt Mark Zuckerberg im Februar Thefacebook.com.
-Mitte 2004: Zuckerberg zieht ins Silicon Valley ein und der Hedgefonds-Manager Peter Thiel steigt mit 500.000 Dollar als Investor ein.
-Mitte 2005: Umwidmung in Facebook.
-Mitte 2006: Facebook öffnet sich für alle Nutzer/innen, die älter als 13 Jahre sind.
-Herbst 2007: Microsoft steigt mit 240 Millionen Dollar ein - Facebook hat zu diesem Zeitpunkt 50 Millionen Mitglieder.
-Frühjahr 2008: Facebook startet in Deutschland und löst MySpace als beliebtestes Online-Netzwerk ab.
-Mai 2012: Beim Börsengang von Facebook nimmt das Unternehmen 16 Milliarden Dollar ein und wird mit 100 Milliarden Dollar bewertet.
-Herbst 2012: Die Schallmauer von eine Milliarde Mitglieder weltweit wird geknackt.
-Dezember 2013: Die Facebook-Aktie wird mit einem Börsenwert von 135 Milliarden Dollar bewertet und in den Börsen-Index S 500 aufgenommen.
Soziale Kommunikation im Wandel?! Drei Meinungen zur Rolle von Facebook:
"Hat Facebook unsere Kommunikation verändert und wenn ja wie?"
<emphasize>Jürgen Pelzer: Für viele Facebook Nutzer gehört mittlerweile ein regelmäßiger Blick in das blaue Universum zur alltäglichen oder doch wöchentlichen Informationsroutine. Erst Ende 2013 fand die bayrische Landesmedienanstalt heraus, dass 63% der 14-29 Jährigen Facebook angeben, wenn Sie gefragt werden, wo sie sich gestern über das aktuelle Tagesgeschehen informiert haben. Das ist ein absoluter Spitzenwert, gefolgt von Videoportalen mit 47% und Zeitschriften mit 44,8%. Facebook ist fester Bestandteil der Informationsroutine der Digital Natives aber auch mancher Digital Immigrants geworden. </emphasize>
Jürgen Pelzer
ist Dipl. Theologe und Social Media Berater, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik der Goethe-Universität und Leiter des Kompetenzzentrums Internet bei weiterbildung-live.de.
"Wie sieht die Zukunft von Facebook aus?"
<emphasize>Jürgen Pelzer: Zwar bleibt Facebook für viele jenes Fotoalbum, mit dem man mit Verwandten in Übersee oder der eigenen Familie in Kontakt bleibt, aber es hat sich doch entscheidendes geändert: Facebook enthält noch viel Cat Content, in Form von Food Posts und Belanglosem, hat aber die Kinderschuhe abgelegt. Facebook ist erwachsen geworden. Es strotzt mittlerweile nur so vor relevanten Inhalten, fundierten Hinweisen auf wichtige Artikel und Webseiten. Was dazu kommt: Die Diskussionen unter den einzelnen Posts. Sie liefern die Möglichkeit schnell eine Einschätzung zu haben – nicht nur über den Sachverhalt selbst, sondern auch über dessen Resonanz. Die Gruppen bilden ein zweites Fundament, weshalb Facebook unsere Informationsroutine verändert hat. Facebook trägt diesem Umstand des Erwachsenwerdens Rechnung, indem es mit der App „Paper“ eine Art personalisierte Zeitung fürs Smartphone werden will. Wir dürfen also gespannt sein. </emphasize>
Jürgen Pelzer
ist Dipl. Theologe und Social Media Berater, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik der Goethe-Universität und Leiter des Kompetenzzentrums Internet bei weiterbildung-live.de.
<emphasize>Thomas Porwol: Facebook wird weiterhin eine dominierende Rolle spielen, jedoch mit neuen Konzepten, die mehr auf Information und Social News Broadcasting setzen. Es wird erwachsen und stärker mit Nachrichten verknüpft. Wenn sich so viele Menschen in Facebook tummeln, liegt es nahe ihnen auch dort das Weltgeschehen zu präsentieren. Früher oder später wird es auch sein Timeline Model überarbeiten, da die User mit der derzeitigen Informationsflut überfordert sind, teilweile auch überdrüssig. In wie weit Facebook es versteht, die Kunden "sanft" mit Werbung zum umringen, wird die Zukunft zeigen. Eine zu aufdringliche Werbepolitik wird nach hinten losgehen.</emphasize>
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<emphasize>Facebook will sich nicht zur Zeitung wandeln. Facebook will ein Portal für das Weltgeschehen werden, ein zweites Instagram mit Bildern, aber mit dem Mehrwert am gesamtem Nachrichtenstrom, den der Nutzer sich selbst zusammenstellen will. Ein Pressespiegel, den sich der Nutzer konfigurieren wird, um nicht auf andere Seiten ausweichen zu müssen. Das könnte gravierende Folgen für viele Seitenbetreiber haben.</emphasize>
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<emphasize>Je mehr der Nutzer in Facebook angeboten bekommt, Inhalte, News, Themen usw.desto eher bleibt er im Portal - was die Werbeeinnahmen sprudeln lässt.</emphasize>
Thomas Porwol
ist Theologe, hat Medien und öffentliche Kommunikation beim Medienstudium St. Georgen studiert und ist Redakteur von explizit.net (Ressort Kirche und Theologie).
<emphasize>Christian Schnaubelt: Facebook wird sich in den nächsten Jahren wandeln: Einerseits wird das soziale Netzwerk quantitativ und qualitativ "schrumpfen", was vor allem auf dem Weggang jüngerer Generationen zurückzuführen sein wird (die sich nach einer gewissen Zeit andere Medien als "the next big think"suchen). Andererseits wird Facebook nach wie vor der Marktführer und ein Motor für Weiterentwicklung in den Sozialen Medien sein (Stichwort: Facebook Paper). Dafür sorgt u.a. auch Apple, in dessen Betriebssystem iOS und Max OX Facebook und Twitter bereits tief verankert sind und damit überall zur Verfügung stehen. Microsoft und Google werden nachziehen, auch Kamerahersteller setzten immer stärker darauf, Fotokameras direkt mit Facebook Co. zu vernetzen.</emphasize>
<emphasize>Facebook ist mit 10 Jahren bereits "volljährig" geworden und gilt nicht mehr als das neue Spielzeit für Nerds und Digital Natives, sondern hat als Medien alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen erreicht. Gerade deshalb wird es entscheiden für die langfristige Akzeptanz und Weiterentwicklung sein, wie Facebook mit dem Thema Datenschutz und Werbung umgeht. Wenn Mark Zuckerberg in diesen Punkte nicht übers Ziel hinausschießt (wie letzte Entwicklungen befürchten lassen), wird auch die nächste Generation der Digital Natives Facebook nutzen.</emphasize>
<emphasize>Papst Franziskus hat in seiner Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2014 zu recht die Chancen der Sozialen Netzwerke für die Kirche hervorgehoben und zu mehr medialen Einsatz der Kirche aufgefordert. Gleichzeitig hat er allerdings auch davor gewarnt, dass eine Schnelllebigkeit / Oberflächigkeitund der Kommerz die Kehrseite der Medaille sind. Hier gilt es gerade für Online-Journalisten und -Medien dafür Sorge zu tragen, dass Recherche und Qualität von Nachrichten und Inhalten in den Social Media erhalten bleiben.</emphasize>
Christian Schnaubelt
, Dipl. Sozialwissenschaftler, Kommunikationswirt und Social Media Manager, arbeitet als freier Journalist sowie leitender Redaktion (Ressort: Medien) bei explizit.net.
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