Weihnachten wird in der Pandemie zum Hoffnungsanker, dass das Virus die familiären Bande nicht zerstören kann. Auch wenn viele allein sein werden, die Impfseren sind auf dem Weg. Das verbinden viele mit Weihnachten. Das Fest verspricht, mit einem Kind, dass die Menschengeschichte sich zum Besseren wendet. Woher liegt die Zukunft des Festes, das mit der Inszenierung durch Geschenke nicht seine Kraft verlieren wird.
Die Orthodoxie hat Ostern als Hauptfest bewahrt. Weihnachten, vor allem das Fest am 25.12. kommt erst 300 Jahre später. Es ist eng mit dem Frankenreich verbunden, aus dem auch noch das heutige Europa erwachsen ist. England lag außerhalb dieses Reiches und kann sich daher von Europa trennen. Es ist die enge Verbindung, die die Karolinger mit dem Papsttum eingegangen sind und die bis heute fortwirkt.
Rom bestimmt mit den Karolingern kulturell das Frankenreich
Der 25. Dezember wurde erst Mitte des 4. Jahrhunderts in Rom eingeführt, damals Tag der Wintersonnenwende. Die Sonne wird von der Dunkelheit nicht überwunden, sondern steigt wieder auf. Diese Symbolik hat der römische Kaiser Aurelian um 274 aufgegriffen und das Fest des unbesiegbaren Sonnengottes eingeführt. Er erhob den Sonnengott zum höchsten der Götter und nannte ihn „Herrscher des Römischen Reiches“. Das ließ sich leicht christlich umwidmen, denn die Sonne steht für den auferstandenen Messias.
Als Karl d.Gr. die römische Liturgie mit ihrem Kalender, ihrem Hochgebet und dem Vokalgesang in seinem Reich einführte, wurde das weihnachtliche Hauptfest vom 6. Januar auf den 25. Dezember vorgezogen. Er ließ sich an diesem Datum im Jahr 800 zum weströmischen Kaiser krönen, nachdem er die Herrschaft über Italien bereits errungen hatte. 831 legte eine Synode in Mainz den 25. Dezember als Weihnachtstermin fest.
Die göttliche Herkunft des Kindes in der Krippe
Wenn in Rom der unbesiegbare Sonnengott mit einem entscheidenden Tag des Jahres, der Wintersonnenwende, verbunden wurde, dann war die Geburt des Gottessohnes durch die kosmische Ordnung bestätigt. Die Umwidmung auf das Kind im Stall in Bethlehem lag nahe, musste aber die Umstände der Geburt kompensieren. Das war durch das Johannesevangelium möglich. Das überliefert eine Aussage des Täufers, der von sich sagt, er müsse abnehmen, der kommende Messias aber zunehmen. Das wurde auf die Sonne übertragen, die vom 24. Juni, dem Fest der Geburt des Täufers abnimmt und damals ab dem 25. Dezember wieder zunimmt. Das römische Weltbild war kosmisch bestimmt. Nicht nur Jupiter, Venus, Saturn wurden mit Planeten identifiziert, sondern auch Kaiser und Helden erhielten einen Platz im Firmament. Wenn die Geburt Jesu kosmisch verankert werden konnte, war seine Gottessohnschaft bestätigt. Dies wurde von weiten Teilen der Christenheit angezweifelt, die dem Priester Arius folgten, der vom Messias sagt, er sei nur ein Geschöpf. Das Konzil von Nicäa, das an den biblischen Aussagen festhielt und vom Sohn Gottes sagt „gezeugt, nicht geschaffen“ setze sich erst langsam durch. Die Muslime folgen weiter seiner Lehre. Die meisten germanischen Stämme folgten Arius, nur der fränkische König Chlodwig ließ sich 498 auf das Glaubensbekenntnis von Nicäa taufen. Erwählte den25. Dezember. Die Übernahme des Christentums hatte politische Bedeutung.
Der Sohn Gottes war, auch durch die Sonnensymbolik, den germanischen und keltischen Stammesgöttern überlegen, die jeweils nur über ein begrenztes Gebiet verfügten. Ein Gott, der mit der Sonne das ganze Erdenrund beherrschte, konnte dem Riesenreich Karls ein dauerhaftes Fundament geben.
Vergöttlichung des Menschen
Weihnachten wurde auch deshalb so herausgestellt, weil die Geburt des göttlichen Kindes einen Glaubenssatz feierte, dass der Messias von Geburt an das Heil aller Menschen wirkt. Er kann alle erlösen, weil er wirklich Sohn Gottes und nicht nur ein Mensch, der wie ein Prophet ausgewählt und für seine Sendung berufen wurde. Damit verbunden war die Überzeugung, dass Gott selber die Erlösung erwirkt. Zugleich wird die Sehnsucht erfüllt, am Göttlichen teilzuhaben. Diese Sehnsucht prägt den Hinduismus und wird in der christlichen Sphäre durch den griechischen Naturbegriff aufgegriffen. Weil der Sohn Gottes die Menschen-Natur angenommen hat, wird diese geschaffene Natur und damit jeder Mensch vergöttlicht. Wir werden mit Weihnachten reich beschenkt. War Weihnachten über Jahrhunderte das Fest, das die irdische Ordnung begründet, ist es im 19. Jahrhundert zu einem Fest der Familie geworden. Die wieder belebten Weihnachtsmärkte entsprechen mehr der mittelalterlichen Feierpraxis als die Bescherung in der Familie. Mit den Geschenken feiern wir die technischen Errungenschaften unserer Zivilisation. Wir backen zwar Stollen und Weihnachtsgebäck, als Hauptgeschenke wählen wir aber Technik. Entsprechend der heutigen Kultur drücken wir das mit von produzierten Geräten, Kleidungsstücken, Spielen, Ton- und Videoträgern. Wie kam es dazu, das Weihnachten zu einem Konsumfest wurde:
Das deutsche Weihnachten ist eine Erfindung erst des 19. Jahrhunderts
Zum Fest der Familie wurde Weihnachten erst vor wenigen Generationen. Tannenbaum und Krippe in den Häusern ermöglicht eine Feier besonderer Art. Dass Geschenke vorbereitet werden, geht auf Luther zurück, der den Termin für das Beschenken der Kinder vom Nikolaustag auf den Christtag legte. Die Gestalt des Christkindes war schon vorher entwickelt, sie meint wohl nicht das Jesuskind. Der Nikolaustag ist in Holland immer noch der Geschenktag, in Spanien bringen die Drei Könige zum 6.Januar die Geschenke. Weil der Nikolaus nicht mehr als schützender Patron der Kinder gesehen wird, konnte er sich zum himmlischen Richter und damit zur Schreckgestalt der Kinder wandeln. Im als dunkel verschrienen Mittelalter wurde am Nikolaustag ein Schüler auf dem Stuhl des Abtes oder Bischofs inthronisiert. Die Paten waren verpflichtet, ihren Patenkindern etwas zu schenken. Von diesem Nikolausbrauchtum ist noch etwas erhalten geblieben. Denn am 1.Januar erhielten die Paten von den Eltern ein Geschenk, heute erinnern nur die Müllmänner an dieses Brauchtum. Nach dem Krieg, als es noch nicht viel zum Kaufen gab, hob die Gans oder ein Braten das Fest heraus. Da nicht jede Familie ein solches Tier ergattern konnte, mussten andere Köstlichkeiten wie der Christstollen das Fest festlich machen. Mit der Währungsreform und dem 13. Monatsgehalt konnte man die größeren Anschaffungen, z.B. den Wintermantel oder eine Skiausrüstung finanzieren. Inzwischen müssen die meisten nicht bis Weihnachten mit einer etwa teureren Anschaffung warten. Aber diese Geschenke haben ihren Reiz verloren. Das wird im Lockdown erkennbar. Das Hauptproblem wird nicht bei den Käufern gesehen, die nicht mehr alle Geschenkeaussuchen können. Hauptthema ist vielmehr der Einzelhandel, der auf den Waren sitzen bliebt. Schenken, so scheint es, ist deshalb zur Bürgerpflicht geworden, damit der Einzelhandel überlebt. Vorher war es schon mehr zu einer Pflicht der schenkenden geworden, weil die technischen Produkte, Parfum oder DVD’s ihren Reiz verloren haben. Nur die Kinder können noch Weihnachten als Fest der Geschenke erleben.
Weihnachten wird von einer neuen Kultur anders akzentuiert werden
Das nächste Weihnachten wird noch von dem Lockdown bestimmt sein, der Einzelhandel wird anders disponieren - und wir Weihnachten anders feiern. Wird 2021 bereits post-materialistisch bestimmt sein? Es wird nicht die politische Ordnung tragen, auch wenn der Bundespräsident und noch eine Weihnachtsansprache hält. Die Kanzlerin findet mit ihrer Neujahrsansprache keine Bezüge zum Festgedanken. Was könnte Weihnachtenden Festglanz bereiten, den die Konsumwaren nicht mehr verbreiten? Das Fest wird, wie in jeder Kultur, ob die des Mittelalters oder des Industriezeitalters, das zur Feiernutzen, was die Menschen das Jahr überbeschäftigt hat. Dafür muss am Fest der Menschwerdung des Sohnes Gottes das Menschsein neu entworfen werden. Wird die Ökologie der Leitgedanke. Werden die Algorithmen uns zwingen, die Bedeutung des Menschen neu zu entdecken, wenn sein technisches Know how von der Künstlichen Intelligenz verwaltet wird? Das Konsum-Weihnachten scheint seine Zeit gehabt zu haben.
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Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare. Zum 6. Januar, dem älteren Weihnachtsfest, können wir vielleicht die Konturen der zukünftigen Festkultur schon erahnen. Ihre Anregungen nehme ich in den Beitrag zu diesem Fest gerne auf.
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