Der Wahlsonntag zeigt einmal mehr: die Windmühlen der Alten stellen sich gegen den frischen Wind der Jungen auf.
Don Quijote hatte schon seine Mühe, gegen Windmühlen anzukämpfen. Ein ähnlicher Kampf ist das Kreuzchen am Wahlsonntag: Kein Jungwähler weiß so wirklich, welcher Repräsentant mutig nach vorne schreitet oder Illusionen vor sich aufbaut. Zwischen qualmenden Auspuffrohren und Zukunftsversprechen stellt sich die Frage: Wann liegt die Macht der Gestaltung in meiner Hand?
Dabei geht es nicht nur um Offshore-Parks oder Glasfaser. Das Dasein als Praktikant, Trainee oder Junior zeigt konkret und alltäglich, dass die Alten viel zu gern noch im eigenen Dunstkreis verkehren. Den jugendlichen Mitarbeiter schubsen sie nicht ins kalte Wasser, sondern schicken ihn lieber an die frische Luft: Brötchen holen.
Bis die Alten merken, dass irgendwann der letzte Kaffee gekocht und das letzte Brötchen geholt ist, ist der Generationenwechsel meist schon verpasst. Die Alten schauen zufrieden auf ihr Lebenswerk zurück und die Jungen fragen sich, was sie damit anfangen sollen. Wer sich überhebt, kann sich bald die Klagen der Alterswehwechen in der Frischzellenkur anhören. Dann tauscht sich das „Früher war alles besser“ in das „Früher hatten wir es nicht leicht“ aus.
Wenn die Jugend zur Wahl schreitet, stellen sich die Windmühlen wieder auf. „Das Weiter so“ lehnt sie ab, dem „Fortschritt“ traut sie nicht. Und doch ist sie aufgefordert, wählen zu gehen. Zu den Abgehängten zählt sie nicht, aus den Startlöchern kommt sie nicht. Was bleibt ist Frustration. Die nächste Runde im Kampf gegen Windmühlen steht an und die Qual sich für eine zu entscheiden.
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