Fake News sind spätestens seit der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump vor etwas mehr als einem Jahr in aller Munde. Jetzt wurde „Alternative Fakten“ zum „Unwort des Jahres“ 2017 gekürt und Papst Franziskus hat diese zum Mittelpunkt seiner Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel 2018 gemacht, die am 24. Januar 2018 erschienen ist. Das Kirchenoberhaupt ruft darin in Anlehnung an den Sündenfall im Paradies zum Kampf gegen die „Schlange der Unwahrheit“ auf. Dabei wendet er sich vor allem an Diejenigen, die zuletzt oftmals eher nur ohnmächtig den Falschmeldungen gegenüberstanden: Den Journalisten. Sind Fake News nun eher das Ende für den (Qualitäts-) Journalismus oder kommt gerade jetzt erst dessen Sternstunde?
Im Paradies wurden die Menschen durch die Schlange, dem „Vater der Lüge“, verführt. Die ist aus Sicht von Papst Franziskus die erste „Fake News“ gewesen. Die Schlange der Unwahrheit könne sich überall verstecken und jederzeit zubeißen und daher gelte es die „Logik der Schlange“ zu durchbrechen, betonte Franziskus in seiner Botschaft unter dem Motto „Die Wahrheit macht euch frei (Joh 8,32) – Fake News und Journalismus für den Frieden.“
Als Antwort auf Fake News und alternative Fakten ruft Papst Franziskus darin zum Handeln auf: „Niemand von uns kann sich der Verantwortung entziehen, solchen Unwahrheiten entgegenzutreten.“ Dabei hebt der Papst Bildungsinitiativen sowie das Engagement von Medien hervor Unwahrheiten aufzudecken und verdeutlicht zudem, dass keine Technik, sondern nur Menschen das Problem lösen können: „Personen, vom Guten angezogen, die bereit sind, die Sprache verantwortungsvoll zu gebrauchen“. Gemeint sind Journalistinnen und Journalisten.
„Hüter der Nachrichten“
Für Papst Franziskus ist klar, dass Journalisten [und Journalistinnen] eine „Mission“ brauchen: „Trotz der Kurzlebigkeit der Nachrichten und im Strudel der Sensationspresse darf er [sie] nie vergessen, dass im Zentrum der Nachricht der Mensch steht – und nicht, wie schnell eine Nachricht verbreitet wird und welche Wirkung sie auf das Publikum hat.“ Der Heilige Vater fordert einen Journalismus, der nicht durch „Schönfärberei“ oder durch das Streben nach „lukrativer“ Vermarktung der Nachrichten geprägt ist. Vielmehr ein Journalismus „von und für Menschen“, der gerade auf die vielen Menschen achtet, „die heute keine Stimme haben.“
Selten war eine päpstliche Botschaft zum Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel so realitätsnah und in seinem Handlungsauftrag so klar formuliert, wie in diesem Jahr. Journalistenverbände, wie DJV und GKP, haben die Rolle des (Qualitäts-) Journalismus im Kampf gegen Fake News, Trolle und alternative Fakten richtigerweise betont. Doch Verleger und Herausgeber haben diesen Ruf bisher überhört. Stattdessen sind eher die „Schaffung eines anzeigenfreundlichen Umfelds“ und der Abbau von (festen) Stellen Alltag in den Redaktionen zwischen Flensburg und München. Von immer neuen Versuchen das Tarifrecht zu umgehen, indem Redaktionen in GmbHs ausgelagert werden, ganz zu schweigen.
Wir brauchen gut ausgebildete und bezahlte Journalisten
Wenn der (Qualitäts-) Journalismus im Kampf für die Wahrheit gestärkt werden soll, werden gut ausgebildete und gute bezahlte (Online-) Redakteure, Autoren und Fotografen, etc. benötigt. Und dies mit einer langfristigen Perspektive. Sonst werden junge Journalistinnen und Journalisten weiter in die besser bezahlten Bereiche PR und Werbung abwandern und den Berufsstand weiter schwächen.
Ist die Zeit reif für einen Mindestlohn für Internetworker?
Über diesen Vorschlag von publicatio e.V. sollten Journalisten, Gewerkschaften, Politik und Verleger in einen Diskurs eintreten. Es wird Zeit, dass eine zukünftige Bundesregierung Besseres auf den Weg bringt, als das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (Netz DG), welches die Meinungsfreiheit mehr bedroht als schützt. Und bis es soweit ist, sind alle Journalistinnen und Journalisten gefragt, Fake News Paroli zu bieten!
Christian Schnaubelt
Redaktionsleiter explizit.net
Der Kampf um die Wahrheit im (digitalen) Paradies
Kategorie:
Medien
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