Auf Einladung des Katholikenrates Bochum und Wattenscheid und der KEFB in Bochum und Wattenscheid fand - im Umfeld des Welttages für die geistlichen Berufe - am 17. April ein Diskussionsabend zum Thema „Priesterliche Existenz heute“ im Kloster Stiepel in Bochum (Bistum Essen) statt. explizit.net dokumentiert die Debatte über die Ergebnisse des gleichnamigen Synodalforums des "Synodalen Weges":
"Kein Beruf, wie alle andere"
Im Gemeindesaal des Klosters Stiepel in Bochum diskutierten Stadtdechant Propst Michael Kemper, Jugendseelsorger Maximilian Strozyk und Pater Judas Thaddäus Hausmann OCist vom Kloster Stiepel miteinander. Der Essener Journalist Thomas Rünker moderierte das Gespräch, das vor allem von den Schilderungen der persönlichen „Berufungs“-Wege und den Einblicken in die verschiedenen Priester-„Generationen“ lebte.
Einig waren sich alle drei Diskutanten, dass Priester sein „kein Beruf wie alle andere“ (Pater Thaddäus) sei und sich das Priesterbild in den letzten Jahren stark gewandelt habe. Der sexuelle Missbrauch in der Kirche und der damit einhergehende Vertrauensverlust der Kirchen, der Abbau von Stellen und die gestiegenen verwaltungstechnischen Aufgaben stellen die pastorale Arbeit vor neue Herausforderungen. „Es braucht Mut mit dem Priesterkragen durch die Straßen zu gehen“, betonte Pater Thaddäus, denn dieser signalisiere, dass Priester erkennbar- und ansprechbar für die Menschen ist. Maximilian Strozyk und Michael Kemper verwiesen darauf, wie wichtig Offenheit und die Gesprächsbereitschaft seien, „aber dies gehe auch ohne Priesterkragen“.
„als Getaufte auf Augenhöhe unterwegs sein“
Bei der Frage „welche Macht Priester ausüben“, waren sich Maximilian Strozyk und Michael Kemper einig, dass die Kirche sich von den katholischen Jugendverbänden, wie der DPSG und dem BDKJ „eine Scheibe abschneiden können.“ Denn dort wird bereits eine Machtteilung gelebt (in einem dreiköpfigen Vorstand sind alle drei Personen gleichberechtigt, der Priester hat keine Sonderstellung), die auch in Gemeinden gelebt werden könnte. Ein Beispiel dafür ist die Pfarrei St. Gertrud von Brabant in Wattenscheid, in der ein vierköpfiges Team aus Priester, pastoralen Mitarbeiterinnen und einer Ehrenamtlichen die Pfarrei gemeinsam leiten. Allerdings wurde in der Diskussion auch darauf verwiesen, dass diese Machtteilung auch wirklich „gelebt“ und „rechtlich abgesichert“ erfolgen müsse, damit am Ende nicht doch der Priester der „Entscheider“ sei.
Macht müsse „verantwortungsvoll“ eingesetzt werden, betonte Maximilian Strozyk. „Leitungsverantwortung ist auch eine Last“, ergänzte Pater Thaddäus. Daher sei es wichtig, diese auf mehrere Schultern zu verteilen, betonte Michael Kemper. „Als Getaufte sind wir auf Augenhöhe unterwegs“ und dazu gehört es auch, dass Priester Macht abgeben, betonte Maximilian Strozyk. Oder Macht durch Wahlen auf Zeit zu verteilen, wie bei der Wahl des Abts in einem Kloster.
„So bunt ist die katholische Kirche“
Beim Thema (Pflicht-) Zölibat gab es dagegen unterschiedliche Positionen, sowohl auf dem Podium, als auch bei der anschließenden Diskussion mit den rund 50 anwesenden Katholik:innen. Während Pater Thaddäus auf die "geltende Lehrmeinung" verwies, betonte Maximilian Strozyk „Die katholische Kirche ist so bunt“. Es gebe so viele Menschen, die sagen „Ich stehe für den Glauben ein“, warum solle man diesen Ämtern in der Kirche verwehren? Auch Michael Kemper könnte sich Priesterinnen am Altar vorstellen. Denn die Zusammenarbeit mit Frauen im kirchlichen Dienst erlebe er als „segensreich“.
Die Veranstaltung "Kirche & Priester" war der letzte von vier Diskussionsabenden, die der Katholikenrat Bochum + Wattenscheid und die KEFB Bochum und Wattenscheid ausgerichtet haben, um die Ergebnisse des „Synodalen Weges“ vor Ort vorzustellen und dessen Themen in den Mittelpunkt zu rücken.
Vor einem Jahr - am 19. April 2023 - dokumentierte www.kath.de bereits die erste Diskussionsveranstaltung mit Prof. Thomas Söding vom ZdK zur Frage von "Macht und Kirche":
https://www.kath.de/kommentar/2023-04-28-wir-haben-hier-eine-grosse-chance
Text: Christian Schnaubelt
(Chefredakteur und Herausgeber von www.kath.de)
Foto: pixabay / Quidec Pacheco
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