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Priestertum der Frau – und das katholisch

Katholische Frauen setzen sich für das "Priestertum der Frau" ein und haben dafür den Synodalen Weg, eine Versammlung von 230 Mitgliedern, hinter sich gebracht. Das Ganze kommt allerdings so freudlos daher, dass es keine Bewegung auslöst. Ein Bericht und ein Stimmungsbild.

Diese lähmende Traurigkeit hat sich während einer Diskussionsveranstaltung aufgebaut, zu der die Phil.Theol. Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am 28. Juni 2023 eingeladen hat.

Ich, der Berichterstatter, bin selbst Priester und in der Frage nicht festgelegt. Es ist in meinen Augen keine Frage, in der ich für oder gegen kämpfen muss. Nach meiner theologischen Einschätzung hat Jesus den Aposteln die Vollmacht gegeben, diese Frage zu entscheiden. Ihre Nachfolger, die Bischöfe, haben als Modell die Entscheidung der Apostel für das Diakonen-Amt. Sehr früh haben die Bischöfe Priester für die Vorstädte und Landgemeinden eingesetzt, während sie selbst in den Städten nicht nur Gottesdienst feierten, sondern auch Religionsunterricht erteilten, also selbst die Taufbewerber betreuten.

Die Kirchengeschichte hat die Frage über Jahrhunderte nicht aufgeworfen

Faktisch wurden nur Männer zum Priester geweiht, Frauen konnten ins Diakonenamt berufen werden. Daraus ist kein großer Strom geworden, will man nicht die Frauen in den Hospitalorden zu Nachfolgerinnen der frühen Diakoninnen erklären. Diakonissen werden sie in der evangelischen Kirche genannt. Dass sie heute ins Priesteramt berufen werden sollten, legt nicht nur die gesellschaftliche Entwicklung nahe, sondern auch das christliche Zeugnis, im kirchlichen Sprachgebrauch "Evangelisierung" genannt. Es bleibe von geringerem Gewicht, wenn nur Männer die Sakramentenspendung ausüben. Zudem schließe die kirchliche Lehre von der Gleichheit aller Menschen aus, Frauen den Zugang zum Weiheamt zu verschließen. So die Theologieprofessorin Margit Eckholt. Der Theologieprofessor Helmut Hoping bezog die Gegenposition. Es ging um die kirchliche Erklärung, warum die Person am Altar männlichen Geschlechts sein soll. Bei der Eucharistiefeier und hier bei den Worten über Brot und Wein, wechselt der Priester in die Worte Jesu. Diese Repräsentanz einer anderen Person verlange, dass in ihr Jesus erkannt werde. Jesus sei nach seiner Auferstehung als Mann identifizierbar geblieben. Weiter führen die Kirchen, die sich ununterbrochen von der ersten christlichen Gemeinde herleiten, das Priestertum der Frau nicht ein. Wenn die römische Kirche das vollzöge, käme es zu starken inneren Spannungen und zum Bruch mit den Orthodoxen Kirchen.

Wenig Teilnehmerinnen und matte Stimmung

Die Diskussion, für jedermann zugänglich, sprühte keinen Funken aus. Es bildeten sich nachher auch keine Grüppchen, die das Gehörte besprachen. Frauen und Männer waren etwa gleich vertreten. Die Mikrophone stehen für die Stimmungslage. Dass von Frau Eckhold hatte ein Kratzen, wenn sie sprach, das von Herrn Hoping war für dessen kräftige Stimme übersteuert. Der Moderator sprach lieber selbst als Stimmen aus dem Plenum zu Wort kommen zu lassen. Es schien nicht um etwas Wichtiges zu gehen, obwohl seitens der Referentin mehrfach mit gleichen Worten betonnt wurde, wie wichtig die Frage für die Kirche sei.

Die schwer lesbare und hörbare Sprache

Mir ist auch deutlich geworden, warum ich es nicht schaffe, eines der Dokumente Synodalen Weges, einfach durchzulesen. Ich bekomme nicht wie bei Hoping ein klar aufgebautes Statement, sondern die wenigen Inhalte sind in lange Schilderungen darüber versteckt, welche Beratungen stattgefunden, wann die Päpste etwas gesagt und welche Gremien abgestimmt haben. Dem Leser soll wohl gezeigt werden, wie mühsam der Weg zu den Dokumenten gewesen sein muss. Bei der Diskussion wurde ich mindestens fünfmal an dem Abend aufgefordert, das Thema in seiner Wichtigkeit zu würdigen. Aber dann hätte die Aula der Hochschule voll sein müssen. Jedoch, wer hört schon gerne Theologen in ihrer Binnenkommunikation zu, während die Bundesregierung den Wechsel des Geschlechts von den biologischen Tatsachen löst. Müssen sich nicht Theologinnen und Theologen jetzt schon überlegen, was ein Priesterseminar machen soll, wenn sich demnächst junge Menschen melden, die nach dem Einwohnermelderegister Männer sind, aber weibliche Geschlechtsmerkmale tragen. Wenn der Synodale Weg sich auf das aktuelle gesellschaftliche Umfeld eingelassen hätte, indem z.B. eine Biologin erklärt, wie kompliziert die Ausbildung der Geschlechtsmerkmale im Embryo abläuft, dann wäre eine realistischere Gesprächsebene gefunden. Das heißt nämlich, dass die geschlechtliche Differenzierung bald vom Menschen gesteuert werden kann und auch wird.

In der aktuellen Kultur, nicht in einer kirchlichen Blase

In der katholischen Blase scheint alles gut durchdacht. Der Synodale Weg und der Abend in der Hochschule pflegen einfach ein anderes Weltgefühl, anstatt sich die Erkenntnisse der Forschung anzueignen und auf die gesellschaftlichen Entwicklungen zu achten. Auch das Kirchengefühl ist abgehoben vom "real existierenden Katholizismus". Es bleibt alles in dem theologischen Sprachspiel und seinen noch wenigen Fachzeitschriften und Buchveröffentlichungen. Früher hätten Frauen sich nicht an den Aussagen von Papst und Bischöfen abgearbeitet, sondern etwas gemacht. Es wäre für Rom sehr beeindruckend, wenn es in Deutschland eine relevante Gebetsbewegung von Frauen gäbe, anstatt darauf zu warten, dass Frauen am Altar stehen und die Wandlungsworte sprechen. Weil in Deutschland aber die Kirchen leer sind, werden auch die Theologie, Tagungen und Synoden dieser Kirche nicht ernst genommen.

Andere Kirchen haben eigene Schwerpunkte

Es wird von Vertreterinnen des Synodalen Weges immer wieder gesagt, dass man weltweit froh sei, dass die Themen Sexualität und Frauen in Ämtern auf die Tagesordnung gebracht worden seien. Ich habe einen Afrikaner und einen Brasilianer gefragt, die der Diskussion zugehört haben, aber wie auch sonst in der deutschen Kirche, nicht zu Wort kamen. In beiden Kirchen spiele das Thema keine vorrangige Rolle. In Brasilien müsse sich die Katholische Kirche mit den evangelikalen Kirchen auseinandersetzen, die hinter Bolzanero stehen, in Afrika ginge es um Menschenrechte und Armutsbekämpfung. Zudem gäbe es auf diesem Kontinent genug Priester.

Was kommen wird: Frauen, die die Mehrzahl der Gottesdienste leiten, der Zugang zum Priestertum nicht so schnell und aus dieser Stimmung heraus sicher nicht viel.

 

 


Kategorie: Kirche

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